Endlich ein Buch zum Themenkomplex Lehrsupervision! Die Intention für das Buch ist der beobachtete Rückgang der öffentlichen Diskussion zur Lehrsupervision in den letzten Jahren. So sind kaum Veröffentlichungen zum Themenkomplex Lehrsupervision zu finden, noch scheint eine öffentliche kritische und theoretisch fundierte Diskussion dazu stattzufinden. Dem möchten die Autorinnen etwas entgegensetzen und in dem vorliegenden Buch der Diskussion um Konzepte, Herangehensweisen, Methode und Qualitätsverständnis sowie Qualitätssicherung in der Lehrsupervision nachgehen. Hierbei werden Themen zu arbeitsmarktbezogenen Herausforderungen, Professionalisierungsdebatten und Kompetenzorientierung einbezogen.
Aufbau des Buches: Das Buch gibt Einblicke in grundsätzliche Aspekte, konzeptionelle Zugänge und Formen von Lehrsupervision, organisationale Aspekte sowie Überlegungen zur Kompetenz- und Professionsentwicklung von Lehrsupervision.
Im ersten Teil steht die Lehrsupervision als Lernort im Zentrum. Thematisiert wird das Oszillieren zwischen Supervidieren und Lehren, da das Besondere der Lehrsupervision die Gleichzeitigkeit von Gegenstand und Mittel ist. Lehrsupervision enthält somit Inhalte wie Wissensvermittlung, Selbsterfahrung, Identitätsbildung, Übung, Reflexion der eigenen Praxis und schließlich hat Lehrsupervision Modellcharakter. Ferner wird Lehrsupervision im Kontext von Paradigmenwechsel in Ausbildungen diskutiert. Die Akademisierung und Veränderung des Arbeitsmarktes stehen dabei im Fokus. Lernfelder zu individueller Rollenfindung, Qualitätssicherung und lernenden Organisationen werden im Kontext von triadischem Denken, als Standard für Beratungsprozesse diskutiert.
Im zweiten Teil des Buches werden konzeptionelle Zugänge wie systemische Supervision Gruppendynamik, Lehrsupervision im Kontext von psychodynamischen Theorien und Ansätzen, sowie von Gestalttherapie, Psychodrama und Soziodrama thematisiert.
Mit dem dritten Teil des Buches wird verschiedenen Formen von Lehrsupervision auf den Grund gegangen. Hierbei werden beispielsweise Lehrsupervision im Kontext von Bourdieu’s Feld- und Habitustheorie, Liveund Video-Lehrsupervision, das Konzept der Coaching-Zone sowie Lehrsupervision und Mentoring in Diskussion gebracht. Die Ausdifferenzierung der unterschiedlichen Formen und deren Bedeutung für die Lehrsupervision sind zentral.
In einem weiteren und vierten Teil des Buches werden organisationale Aspekte der Lehrsupervision in Hochschulen sowie Konsultationstreffen zwischen Kursleitung der Supervisionsausbildung und den Lehrsupervisoren als Reflexionsraum zum Entwicklungsstand der Ausbildungskandidat/innen beleuchtet. Schließlich wird das Buch mit dem Teil zur Diskussion um Kompetenz- und Professionsentwicklung abgerundet. Die Anpassung der didaktischen Konzepte auf Kompetenzorientierung und Aufgaben der Lehrsupervisionen in kompetenzorientierten Ausbildungen kann nicht ausbleiben. So wird beispielsweise auf Basis des ECVision Projekts der Frage nachgegangen, an welchen Parametern eine erfolgreiche Supervision zu erkennen ist.
Das Buch soll LehrsupervisorInnen zum Nachdenken anregen, woran eine gelungene Lehrsupervision zu erkennen ist. Ferner werden Dimensionen für konzeptionelle Weiterentwicklung in der Lehrsupervision thematisiert, um mehr Forschung und konzeptuelle Auseinandersetzung im Kontext der Lehrsupervision zu erwirken.
Das Herausgeberinnenteam konnte Beiträge von Annemarie Bauer, Barbara Baumann, Jutta Borck, Wolfgang Dinger, Robert Erlinhagen, Heinrich Fallner, Beate Fietze, Paul Fortmeiner, Marlies Föse, Brigitte Geißler-Piltz, Angela Gotthardt-Lorenz, Astrid Hassler, Rolf Haubl, Thomas Hegemann, Susanne Holzbauer, Monika Klinkhammer, Wolfgang Knopf, Jessica Koch, Karlheinz Kramer, Hans-Karl Krey, Ulrike Kreyssig, Sascha Kuhlmann, Wilfried Lauinger, Klaus Obermeyer, Birgit Ramon, Kornelia Steinhardt, Carla van Kaldenkerken, Loius van Kessel, Elke Vowinkel, Kersti Weiß und Jürgen Wessel für das Buch gewinnen. Supervision ist und bleibt Reflexion.
„Weil Supervisoren Meister der Reflexion sind, möchten wir über die Reflexionen in diesem Buch zu weiteren Reflexionen einladen“, schreiben die Herausgeberinnen – Edeltrud Freitag-Becker, Mechtild Grohs-Schulz und Heidi Neumann-Wirsig – in ihrem Vorwort.
Agnes Turner (News 2/2017)