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Österreichische Vereinigung für Supervision und Coaching

Rezensionen

OrganisationsMediation. Grundlagen und Anwendungen gelungenen Konfliktmanagements.

OrganisationsMediation. Grundlagen und Anwendungen gelungenen Konfliktmanagements. Harald Pühl, Psychosozial-Verlag, 1. Auflage 2018, 164 Seiten, € 19,90

Harald Pühl ist als Supervisor und Ausbildner, vor allem aber auch als Autor in der Beratungsgemeinschaft bekannt. Um seine Handbücher kommt kein Supervisor, keine Supervisorin vorbei. 2018 hat Pühl seine Erfahrungen und Erkenntnisse zur Mediation in Organisationen publiziert.

Warum OrganisationsMediation? Diese zentrale Eingangsfrage stellt sich auch Pühl. Die Reflexion seiner Beratungstätigkeit mit und bei Arbeitsteams, bei denen offene wie verdeckte Konflikte im Raum standen, machten ihm „sehr deutlich bewusst, wie stumpf die supervisorischen Mittel waren und durch welch mühselige Prozesse wir uns oft gequält haben, um zu Ergebnissen zu kommen. Es war manchmal ein ziemliche ‚Durchwurschteln‘ mit hohem Energieaufwand für alle Beteiligten.“

Die Anwendung der Folie „Mediation“ eröffnet unerwartete Möglichkeiten der Konfliktklärung in organisationellen Kontexten, stellt andere Möglichkeiten der Interventionen zur Verfügung. Pühl grenzt seinen Begriff der „OrganisationsMediation“ deutlich vom Begriff „Wirtschaftsmediation“ ab, den er für Konfliktvermittlung zwischen Unternehmen „reserviert“.

OrganisationsMediation hat nach Pühl immer die Arbeitsfähigkeit der Mitglieder der Organisation und der Organisation als Ganzes im Fokus. Sie „ist eine Form der der Konfliktklärung innerhalb einer Organisation“ und „geht davon aus, dass Konflikte auf der Beziehungsebene immer strukturell unterlegt sind“ und dass sie „als gemeinsamen Bezugspunkt aller Beteiligten die organisationelle Arbeitsaufgabe“ im Auge hat. Mit dieser organisationellen Arbeitsaufgabe „ist der Organisationsmediator >parteilich< (Triade)“.

In der Definition und Beschreibung des Begriffs OrganisationsMediation ist die Nähe zur Supervision wie auch die Erweiterung erkennbar. Zu betonen ist, dass Konflikte nicht individualisiert, psychologisiert werden, sondern im Kontext der Organisation, der Strukturelemente und der Kernaufgabe der Organisation gesehen werden und sich so von einer „klassischen Mediation“ unterscheiden. Der Einfluss der Organisationskultur hätte meines Erachtens etwas stärker beleuchtet werden können. 

Als theoretische Referenz zur Mediation bezieht sich Pühl auf das bekannte Eskalationsmodell von F. Glassl. Wie immer bei seinen Publikationen erklärt, belegt, leitet Pühl seine verallgemeinbaren Erkenntnisse aus der Praxis ab. Die einzelnen Schritte des Vorgehens sind immer mit praktischen Beispielen, Fallvignetten sinnlich erfassbar. Spannend sind die „Crossovers“: Teamberatung und Mediation, Teamsupervision und Konfliktcoaching parallel, Mediation und Organisationsentwicklung. Diese hätten ruhig länger und ausführlicher sein können!

Für SupervisorInnen, die keine Erfahrungen mit Mediation haben und für alle, die ihre Kompetenz im Umgang mit Konflikten in der Beratung erweitern möchten, kann diese Publikation nur empfohlen werden.

Wolfgang Knopf (news 1-2/2020)