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Österreichische Vereinigung für Supervision und Coaching

Rezensionen

„Von Hofnarren, Sekretären und Geheimen Räten!“

Was soll ich tun? Eine Geschichte der Beratung, Haiko Wandhoff, Corlin Verlag, Hamburg 2016, 352 Seiten, € 34,00

Beratung boomt, keinLebensbereich, wo heutzutage nicht Beratung angeboten wird. Soziologen stellten schon in den 1990ger Jahren den westlichen Sozietäten das Etikett „Beratungsgesellschaft“ aus. In Deutschland sind an die 15 000 Beratungsfirmen registriert (und da sind die rund 4000 SupervisorInnen der DGSv nur zum Teil integriert!) und startet man im Internet den Suchbegriff „*.-beratung“ dann erhielt man 2016 knapp 90.000.000 Ergebnisse (S.10). Das Thema Beratung wird auch Öffentlich: sei es in TV-Serien wie „The Sopranos“ oder in Talkshows wie „Das kommt in den besten Familien vor!“.

Supervision und Coaching sind Beratungsformate und somit Teil einer gesellschaftlichen Entwicklung. Einer Entwicklung, deren Wurzeln in die Urzeit der Vergesellschaftung des Menschen reichen. Orakel, Prophezeiungen und Horoskope halfen von Anfang an, die Unsicherheit, was sein könnte was sein wird oder sein soll, zu mindern. H. Wandhoff hat eine Geschichte der Beratung verfasst. Vom Rat als Rätsel (diesem Wort wohnt der ‚Rat‘ sprachlich inne) in der griechischen Antike beginnend wird der Bogen bis in die Jetztzeit zum Begriff „das beratene Selbst“ gezogen. Zehn, auch einzeln lesbare Kapitel, ziehen die/den LeserIn in den Bann: den alten Rezepturen Orakel und Prophezeiungen folgen Consilium und Consensus im Mittelalter, nach den Hofnarren kommt es auf dem Weg zur Profession zu ersten Krisen in der Neuzeit, denen mit Hilfe des Aufkommens der „Ratgeber-Literatur“ begegnet wird, die Politik wird als Feld von RatgeberInnen entdeckt, humanistische und tiefenhermeneutische Ansätze weisen in die Gegenwart bis hin zu „Mindfulness & Co“.

Noch etwas hat dieses Werk: Noch nie habe ich ein Literaturverzeichnis mit solchem Interesse gelesen!

W. Knopf (News 2/2017)