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Österreichische Vereinigung für Supervision und Coaching

Presseaussendung

Fürsorgliche Mutti oder eiskalte Karrierefrau

Die ÖVS wehrt sich am Weltfrauentag gegen Klischees

Patrizia Tonin, ÖVS-Vorstandsvorsitzende © Tom Poe Photography

Factsheet Supervision und Coaching © ÖVS

Frauen werden oft zwei Rollen zugeschrieben: Zur Auswahl stehen die fürsorgliche Mutti und die eiskalte Karrierefrau – dazwischen ist wenig Platz für Individualität. Die ÖVS (Österreichische Vereinigung für Supervision und Coaching) macht am Weltfrauentag auf versteckte Vorurteile aufmerksam, und fordert, Frauen in ihrer Vielfalt wahrzunehmen. 

Laut Arbeiterkammer sind in den 200 umsatzstärksten Unternehmen des Landes 531 von 605 Geschäftsführerpositionen mit Männern besetzt. Das entspricht einer Quote von 87,8 %. Oder andersherum: Nur 12,2 % der Geschäftsführenden sind Frauen. Noch drastischer ist der Unterschied in börsennotierten Gesellschaften: Lediglich 26 von 223 Vorstandspositionen – also rund ein Zehntel - sind weiblich besetzt. In Österreich gibt es im Jahr 2025 immer noch Unternehmen, die ausschließlich von Männern geführt werden. Für ÖVS-Vorstandsvorsitzende Patrizia Tonin eine vergebene Chance: „Ein Führungsteam, das nur aus Männern besteht, spiegelt die Vielfalt unserer Gesellschaft nicht wider. Das verzerrt die Unternehmenskultur und führt dazu, dass die Frauenquote weiter sinkt.“ Die Expertin empfiehlt Unternehmen, ihre Denkmuster zu erkennen und zu hinterfragen, um eine möglichst vorurteilsfreie und inklusive Führungsstruktur zu etablieren. 

Blinde Flecken aufdecken, Bewusstsein schaffen

Eine Ursache für die extreme Männerdominanz in Führungspositionen sieht die ÖVS in den Vorurteilen, gegen die sich Frauen nach wie vor verteidigen müssen. „Durchsetzungsfähigkeit oder Willensstärke sind Eigenschaften, die erfolgreichen Männern zugeschrieben werden. Frauen mit denselben Eigenschaften werden als egoistisch und unangenehm beschrieben“, so Tonin. Für Frauen bedeutet das, dass sie oft nach anderen Maßstäben als Männer bewertet und immer noch in die Rolle der fürsorglichen Mutti gedrängt werden. 

Laut ÖVS sollten Unternehmen stereotype Vorstellungen über Geschlechterrollen hinterfragen und abbauen, um eine gerechtere Arbeitsumgebung zu schaffen und die Gleichstellung der Geschlechter im Berufsleben voranzutreiben. Blinde Flecken und Bias können nur verändert werden, wenn Bewusstsein geschaffen wird. Tonin empfiehlt dazu etwa interne Schulungen und Workshops zur Sensibilisierung oder Mentoringprogramme, die sich speziell an weibliche Mitarbeitende richten und innerhalb des Unternehmens Vorbildfunktionen schaffen. „Je mehr Frauen in Führungspositionen sichtbar sind, desto größer ist die Identifikation für junge Frauen und desto schneller verändern sich die gesellschaftlichen Bilder und Vorurteile“, so Tonin.

Weibliche Führungskräfte bringen Vorteile für Unternehmen

Zahlreiche Studien zeigen, dass diverse Teams innovativer sind und kreativere Lösungen entwickeln als homogene. Ein ausschließlich männliches Team birgt die Gefahr, dass Interessen und Bedürfnisse von Frauen nicht berücksichtigt werden, wodurch junge Mitarbeiterinnen nicht motiviert sind, eine Karriere anzustreben. Unternehmen, die auf eine vielfältige und inklusive Führungsstruktur setzen, können ihr volles Potenzial ausschöpfen und eine gerechtere Arbeitswelt schaffen. Und selbst dem Vorwurf, Frauen hätten durch die Karenz eine automatische Karriere-Unterbrechung, hält Tonin entgegen: „Wer sich - egal warum - eine Auszeit nimmt, kommt in der Regel mit neuen Perspektiven und Ideen ins Unternehmen zurück. Abgesehen davon gibt es mittlerweile genügend Beispiele, die zeigen, dass Führungsfunktionen auch in Teilzeit erfolgreich ausgeübt werden können.“ Darüber hinaus will die Expertin endlich auch Männer bei der unbezahlten Care-Arbeit in die Pflicht nehmen.

Bei der ÖVS selbst sind übrigens 881 (65 %) von 1.351 Supervisor*innen weiblich. Getoppt wird die Quote vom ÖVS-Vorstand, der mit vier Frauen und einem Mann besetzt ist. Von einer 80-prozentigen Frauenquote auf Führungsebene wie bei der ÖVS, sind die meisten heimischen Unternehmen aber noch meilenweit entfernt. 

Allgemeine Informationen zu Supervision, Coaching und der ÖVS finden Sie im Anhang Factsheet Supervision und Coaching“.

Presseinformation, 04.03.2025: Fürsorgliche Mutti oder eiskalte Karrierefrau

Fotos, Abdruck honorarfrei
Bild 1: Patrizia Tonin, ÖVS-Vorstandsvorsitzende © Tom Poe Photography
Bild 2: Factsheet Supervision und Coaching © ÖVS