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Österreichische Vereinigung für Supervision und Coaching

Die ÖVS

Die Österreichische Vereinigung für Supervision und Coaching, ÖVS, ist erste Ansprechpartnerin in Österreich, wenn es um Beratung in komplexen Systemen von Arbeit-Person-Organisation geht.

Beobachten - Interpretieren: Was bewirkt Wirklichkeit? --- 10. Termin

Wann:
Fr., 03. Oktober 09:30 - 11:00
Veranstalter:
Praxis medpsych.at Mag. Dr. Ellmauthaler
Kategorie:
Externe Veranstaltungen, Wien

Beobachten - Interpretieren: Was bewirkt Wirklichkeit? 

21.2., 7.3., 21.3., 4.4., 18.4., 2.5., 16.5., 30.5. 10.9., 3.10.2025 jeweils 9:30 in 1220 Wien
Beobachten – Interpretieren: Was bewirkt Wirklichkeit? – Interdisziplinäre Selbstreflexion für Psychotherapeut*innen, Psycholog*innen, Coaches, Lebens- und Sozialberater*innen sowie Kandidat*innen: GD, SV, PA, IG.
– Max. TN-Zahl 12.
Seminarleitung: Dr. Volkmar Ellmauthaler

Anmeldung und Information: office(at)medpsych.at

Zielgruppe:
Fachleute und Studierende jener Disziplinen, die mit Menschen – insbesondere Gruppen – beruflich zu tun haben.

Methoden:
Angewandte Psychoanalyse sowie Erkenntnistheorie nach Karl Raimund Popper

Inhalt:
Die Thematik der so genannten Beobachter-Problematik wird bei vielerlei Anlässen bemerkbar, zunächst im Experiment, das durch die Beobachtung beeinflusst werden und in Verlauf und Ergebnis an Validität einbüßen kann. (Vgl.: Randomisierte Dopplblindstudien. In: Peter Kleist: swissethics.ch/assets/Fortbildung/Publikationen/kleist_p_rand_2006.pdf) 

Die Problematik betrifft alle Fachgebiete von der Physik bis zur Medizin und Psychologie. Sie kann auf der abstrakt-theoretischen Ebene, also philosophisch, betrachtet, im Experiment erfahren und in Selbstreflexion in das Selbstbild integriert werden.
Die damit verbundenen Erkenntnisprozesse sind nicht selbstverständlich, zumal jedes Individuum von Beginn an eigene Vorstellungen von „Wirklichkeit“ bzw. „Wirksamkeit“ mitbringt.

Solche Imagines zu erkennen, ist ein erster Schritt.
Sie an anderen – am Gegenüber – festzumachen, scheint einfacher als die Selbstreflexion. Deswegen kann der individuelle Erkenntnisprozess vor allem in der experimentellen Gruppe gefördert werden. Hier spielt auch die Dynamik der Gruppe als Summe aller Expertinnen und Experten eine Rolle, hier können Abweichungen vom stringenten Denken einzeln oder im Kollektiv erkannt und ggf. korrigiert werden. Auch Spiegelphänomene können dazu beitragen (Michael Balint, Raoul Schindler).
Vgl.: Ellmauthaler V.: Methodenvergleich zur Gruppenanalytischen Arbeit. In: Balint-Journal 21; 22: 121 – 129. – Stuttgart: Thieme 2021. ISSN: 1439–5142. https://medpsych.at/Balint-Schindler-Vergleich-Thieme.pdf

Der Vorbegriff von „Wirklichkeit“ ist nicht einfach zu beschreiben. Hier spielt die Neurophysiologie einer Rolle, aber auch die prä- und perinatale Formung der Ichkategorien in Beziehung zum jeweiligen Außen oder Gegenüber, bspw. im Bonding.
Vgl.: Ellmauthaler V.: Lachen – Weinen in psychosomatischer Sicht (Grundlagenarbeit). – Wien: editionL, 2. Aufl. 2014, sowie zusammenfassende Ergänzungen bis 2024. In: https://medpsych.at/Artikel-Lachen-Weinen-gratis.pdf

Weitere Arbeiten zum Phänomen der Wirklichkeit bei Sir Karl R. Popper, Ludwig Wittgenstein, Sir John Eccles, Erhard Oeser, Franz Seitelberger, Paul Watzlawick u.a. Studien zur Interaktion zwischen Säugling und Mutter bzw. Primärgruppe. Irenäus Eibl-Eibesfeldt u.a.

Nutzen und Ziele:
Kenntnis und Training zu Phänomenen der Beobachterproblematik führen zu exakten Ergebnissen bezüglich des zu Beobachtenden bei gleichzeitiger Minimierung vermutbarer, zunächst unbewusster, daher unbemerkter Fehlerquellen.

Beispiel: Gruppenprozesse. Manche Designs ermöglichen die definitionsgerechte Beobachtung von gruppalen Prozessen durch eine weitere Gruppe (bspw. Tandem-T-Gruppe, vgl. Ellmauthaler V.: Die TandemTrainingsgruppe. In: medpsych.at/Artikel-Tandem-gratis.pdf), durch einzelne Beobachtende oder durch die anwesenden Trainerinnen bzw. Trainer. Gewonnene Eindrücke vermischen sich zunächst recht häufig mit eigenen Vorstellungsbildern und können erst durch gezielt angewandte Techniken von „dem, was ist“ unterschieden werden. Das Beobachten kann zunächst also häufig durch Interpretation getrübt und verfälscht werden. „Interpretieren“ ist daher im Wesen etwas Anderes als „Beobachten“. Diese Unterscheidung wird zwar bisweilen in angeleiteten Gruppenprozessen erwähnt, aber nicht oft gezielt trainiert.

Das Interpretieren soll am Ende des Beobachtens als eine eigene Kategorie des möglichen Erkenntnisgewinns stattfinden und anschließend exakt kommuniziert werden.

Gehen wir vom Popper’schen Konzept aus, so wird in der Kindheitsentwicklung zunächst allerlei Vorwissen gesammelt und internalisiert, mit dem Spracherwerb kommt es zur abstrakten Begriffsbildung. Dieses Pool an verknüpften Erkenntnissen kann bezüglich der Formulierung von „Vermutungswissen“ genützt werden. Dieses kann – dem Popper’schen Falsifikationskriterium folgend – verifizierbar oder in mindestens einem Fall falsifizierbar sein.
Bekanntes Beispiel von Sir Karl: Ein schwarzer Mann sucht in einem schwarzen Raum einen schwarzen Hut, der vielleicht nicht da ist.

Beobachtet wird in dem Fall (hier unter Ausschluss des Gesichtssinns) die Bemühung eines Menschen, das zuvor vermutete Vorhandensein eines Gegenstandes, der den Kopf bedecken kann, also eines Hutes, welcher in dieser Annahme, gleich dem Raum, Licht weder aussendet noch reflektiert, zu verifizieren – indem der Mann diesen Hut mittels anderer Sinne zu fassen sucht. Dabei unbestritten bleibt, dass der Versuchsausfall auch negativ sein – d.h. kein Hut vorhanden sein kann. Hier bekommen wir erste Einblicke auch in die Begriffsbildung.
Interpretierbar könnte sein: Der Begriff der Suche infolge des Vermutungswissens, die Art des Herangehens an das Problem, die emotionale Verfasstheit vor, während und am Ende der Suche, Form und Grad der Akzeptanz des Versuchsausfalls usw.
Die Gruppe kann sowohl theoretische Erkenntnisse als auch Beispiele aus der jeweiligen eigenen Praxis diskutieren, ggf. szenisch darstellen, und dabei unterschiedliche Settings entfalten, wie ein gegebenes Phänomen möglichst exakt darstellbar sein könnte.
Nach Beobachtung und Interpretation kann sich die Frage nach den Phänomenen ergeben, das heißt: wie wir „Wirksamkeit“ bzw. „Wirklichkeit“ definieren, damit umgehen möchten.
In diesem Zusammenhang wird klar, wie aktuell und durchaus brisant die betreffende Fragestellung hinsichtlich Artificial Intelligence und, vor allem, gezielter Manipulierbarkeit von Individuen wie Gruppen über social media oder Auftritte vor Großgruppen geworden ist.

Das Seminar findet in 10 Einheiten zu je 90 Minuten statt, Beitrag ist € 30,- pro Teilnehmerin bzw. Teilnehmer pro Sitzung. Der Beitrag ist von der USt befreit.


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